GluecksPerlen

GlücksPerlen

Ich bin Glücksammlerin. Das Glück denke ich mir als kleine Perlen, die ich auffädeln kann, wie auf einer Kette. Über das Bett gehängt ist es eine bunte Einladung für Schönes und Gutes sich dort niederzulassen und in unsere nächtlichen Träumereien einzusinken.

Wenn wir uns Abends vor dem Einschlafen in unsere Wärme und Nähe einkuscheln und gemeinsam die Glücksperlen des Tages einsammeln, bin ich voller Dankbarkeit für so viel Reichtum und Fülle. Und die Küsse und Umarmungen mitgezählt und aufgereiht, könnte unsere Glücksperlenkette das ganze Haus schmücken.

Glück lässt sich in alltäglichen und besonderen Momenten einsammeln. Unterwegs, auf vertrauten oder neuen Wegen. Immer hier, gerade jetzt.

Und immer dann, wenn wir uns von genau diesem Augenblick berühren lassen.

Im Supermarkt lese ich am Boden des Einkaufskorbes den Satz: Du bist schön, wenn du lächelst. Und das tue ich auch. Sofort und aus tiefstem Herzen. Beim Blick auf die anderen Einkaufenden beschleicht mich die Vermutung, dass nicht alle Körbe diesen Satz in sich tragen. Mögen unsere alltäglichen Handlungen kleine, kostbare Einladungen geteilter Freude sein.

An der Ampel fragt mich ein Aufkleber: Habe ich dir heute schon gesagt, dass ich dich liebe? Welch Glück, mitten auf meinem Weg, quer durch den Alltag innehalten.

Wer liebt mich. Und wer spricht zu mir von Liebe. Eine lange Weile nachsinnen.

Wen liebe ich. Und dankvoll erkennen, wie viele Menschen mir herznah sind.

Mich fragen, in welcher Form ich meine Liebe ausdrücke. Wie sie sichtbar, spürbar wird. Briefe schreiben an Freundin-nen aus Studienzeit. Mir Zeit nehmen für eine innigstille Umarmung meiner Tochter. Blumen kaufen und der Nachbarin vor die Tür stellen.

Und plötzlich ist keine Unterscheidung mehr möglich zwischen Dankbarkeit, Liebe und Glück.

Die SinnesTore öffnen auf laubraschelnden Wegen, an ausgebreiteten Wiesen. Atmen, riechen, lauschen, sehen. Berührt sein. Helle und dunkle Wollkugeln am Wegrand entdecken.

Schafe

in der Stille

das Geräusch

gezupften Grases.

Lange bleibe ich stehen und schaue. „Sind Sie die Schäferin?“, fragt eine Frau.

„Nein,“ sage ich erstaunt und lasse mir diese Idee noch eine Weile schmecken.

Glück lässt sich so wunderbar wiederkäuen.

Am Horizont entdecke ich einen Wolkenhimmelsflügel. Klar zeichnet er sich in hellem Weiß ab und lädt mich ein, in unbekannte Welten zu reisen. Verwurzelt im Hier schlucke ich ein Stück Weite. Auf dem Nachhauseweg formt sich das Glück in mir zu kleinen, bunten Perlen.

Ausgesprochenes Glück vervielfacht sich. Deshalb habe ich letztes Jahr einigen vertrauten Menschen einen etwas anderen Adventskalender geschenkt: 24 leere Karten zum Glück einsammeln. Jeden Tag einen schönen, der Wunder vollen Moment erinnern und aufschreiben, bemalen, ausschmücken. So wird dieser besondere Kalender jeden Tag voller, statt leerer.

Geschenke sind Form gewordenes Gesehensein. Und Gabentische sind wahre Sammel-stellen für Glück. Meine kleine Enkeltochter überreicht die bunt verpackten Freuden.

Ernst sagt sie: „Nur Alles - dann reicht`s!“ Gibt es ein Zuviel an Glück?

Ich kenne das Gefühl, so glücklich zu sein, dass es fast weh tut. Dann fließen die Tränen. Oder ich lache. Oder seufze tief. Schreibe einen Liebesbrief. Oder werde ganz still. Manchmal alles auf einmal. Vor lauter Glück, das sich anhört wie eine leise klingende Perlenkette.


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